Der alte Kommandowagen der Prinzengarde Meckenheim
Die Geschichte unseres Borgward 1250 "Kommandowagen"
"Nach den ersten Jahrzehnten Prinzengarde wurde der Wunsch laut, für die Karnevalszüge, neben den selbstgebauten Karnevalswagen auch für die Uniformierten ein Fahrzeug anzuschaffen. Es hatte sich nämlich gezeigt, dass die Kamellenmengen, die Karnevalssonntag an die Meckenheimer Narren geworfen werden immer größer und größer wurden. so ergab sich, dass im Jahre 1960 Herr Anton Ley, Möbelspediteur, der Prinzengarde einen Kleinlaster,
Marke Borgward, Baujahr 1950 billig zur Verfügung stellte. Ein wahres Schmuckstück, welches nach einigen Umbauten künftig als Kommandowagen der Prinzengarde in den Meckenheimer Karneval einstieg. Ein wahrscheinlich geschichtsträchtiges Fahrzeug. Nicht, weil es in den nachfolgenden Jahren einer ganz besonderen Pflege durch seinen Fahrer, Heinrich Greb (Ehemann von Krupps Änni) erhielt, sondern auch, weil auch noch eine andere Geschichte dem Fahrzeug anhing. Es wird nämlich erzählt, dass der Vorbesitzer den Borgward zumeigenem Transport eingesetzt habe. Eigener Transport ist hierbei wörtlich zu nehmen, denn auf einem Holzstuhl sitzend ließ er sich auf der Ladefläche herumfahren. Die Ladefläche war deshalb notwendig geworden, weil die körperliche Fülle ein hinsetzen auf dem Beifahrersitz nicht mehr zuließ...
Die Pflege und Wartung des Komandowagens durch Heinrich Greb (Bild li. am Steuer) muss auch nochmals besonders erwähnt werden. Wehe, auch nur ein Stäubchen oder Kratzer kam an das Fahrzeug. Die Chromteile wurde nicht einmal, sondern mindestens dreimal geputzt. Und natürlich durfte nicht jeder Uniformierte auf das Fahrzeug. es blieb bis heute dem Kommandanten bzw. Vorsitzenden oder Elferratspräsidenten vorbehalten am Karnevalssonntag das Fahrzeug einzusetzen. Nicht nur der Fahrer wurde betagter, natürlich auch der Borgward. Wir verdanken es heute Thomas Staschiok und seinen Mannen, dass der Kommandowagen wieder (fast) fahrbereit ist. In vielen Stunden bei eisiger Kälte, ist es diesen Jungs gelungen, dass er den Karnevalszug 1993 bis auf wenige Meter bis zum Ende aus eigener Kraft geschafft hat. Leider platze auf dem letzten Stück des Zugweges der Wasserschlauch. dieser Schaden soll jedoch auch bei ganz neune Fahrzeugen auftreten. wir sind jedenfalls voller Hoffnung, dass im kommenden Jahr der Kommandowagen als Stück der Geschichte der Prinzengarde wieder laufen wird." (Ende Auszug aus der Festschrift 60 Jahre PGM)
Wie ging es weiter mit dem Fahrzeug? Meckenheim war durch viele Bauernhöfe der Obstbauern geprägt. Auch ist die Stadt berühmt für den Grafschafter Goldsaft (Rübenkraut) hier landläufig "Krautfabrik" genannt. Bei Obstbauern oder auch in der sog. Krautfabrik wurden die Karnevalswagen gebaut und auch der Kommandowagen, der Borgward untergestellt. Leider sind diese Bau- und Unterstellmöglichkeiten im Laufe der Jahre immer weniger geworden. Zuletzt hatten wir keine finanziellen Möglichkeiten, Unterstellgebühren für den Borgward monatlich zu zahlen. Hinzu kamen auch die fehlenden finanziellen Mittel, das Fahrzeug wieder fahrbereit zu machen. Es scheiterten auch unsere Versuche, den Wagen als "Ausstellungsstück" im Heimatmuseum/Stadtmuseum unterzustellen. Auch dort fehlen Stellflächen an allen Ecken und Enden.
Ohne Werkstatt und Fachleute im Rücken hatte sich dann der Vorstand im Jahre 2006 entschlossen, dass Fahrzeug abzugeben. Ein "Liebhaber" wurde gefunden und hat kostenlos den Wagen übernommen. Natürlich hatten wir die Hoffnung, das der Wagen erhalten und wieder aufgebaut werden wird. Den Irrweg nach Holland, wo Sie den Wagen jetzt gekauft haben, kennen wir leider nicht. Wir verfügen über Videoaufnahmen, aus denen der "Einsatz" des Borgward schön deutlich wird. Nicht nur im Karnevalszug, sondern auch beim Erbsensuppenverkauf am Rosenmontag, hatte das Fahrzeug seine Sternstunden. Dann wurden große Lautsprechertüten am Innenrahmen angebracht. Über eine Zusatzbatterie, Verstärkeranlage und Kassettenrekorder wurden dann Karnevalslieder eingespielt. Am Innenrand des Daches über der Ladefläche waren noch die beiden Halterungen vorne und hinten für die Lautsprechertüten zu sehen. Der letzte Einsatz des Karnevalswagen war von mir als Kommandant im Jahre 2000 organisiert worden. Ich habe ihn auf einen PKW-Abschleppanhänger geladen und dann von einem PKW ziehen lassen. Vorne fand sich ein Schild mit der Aufschrift: "Er fährt doch noch...." hinten ein Schild "die letzte Fahrt".
Text: Friedel Groß